Richtplananpassungen verkennen Dringlichkeit der Klima- und Biodiversitätskrise
Die Raumplanung ist ein wichtiges Instrument für Massnahmen für den Klima- und Biodiversitätsschutz. Es ist deshalb erfreulich, dass die Richtplananpassungen 2022 auf Zielebene den Klimawandel berücksichtigen. Die Massnahmen auf Umsetzungsebene sind jedoch ungenügend oder stehen gar in krassem Widerspruch zu diesen Zielen. Die vorgesehenen Anpassungen reichen damit nicht aus, um der Dringlichkeit der Klima- und Biodiversitätskrise gerecht zu werden und die Vorgaben der Kantonsverfassung beziehungsweise des Bundes zu erfüllen.
Die GRÜNEN zeigen sich grundsätzlich erfreut über die Berücksichtigung des Klimawandels im Richtplan und den diversen zugehörigen Dokumenten. Allerdings liegt dabei ein zu grosses Gewicht auf der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels und ein zu geringes Gewicht auf Massnahmen, die dem Klimawandel proaktiv entgegenwirken. Nur mit der Senkung des CO2-Ausstosses lassen sich der Klimawandel eingrenzen und die Ziele des Pariser Abkommens und des Klimaartikels in der Berner Verfassung noch erreichen. Damit verliert der Kanton Bern wertvolle Zeit im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise.
Widersprüche bezüglich Klimaschutz sind im Richtplan vor allem im Bereich der Mobilität zu sehen: Trotz dem guten 4-V-Ansatz – Verkehr vermeiden, verlagern, verträglich gestalten und vernetzen – werden neue Umfahrungsstrassen und Ausbauten aller Autobahnabschnitte um Bern herum befürwortet. Im Bereich des Veloverkehrs geht die Unterstützung hingegen zu wenig weit.
Im Bereich der Energieversorgung sind ebenfalls viele zusätzliche Massnahmen nötig: Die Windenergie-Planung muss überprüft und die Planung für Agri-Photovoltaik, alpine Photovoltaikanlagen und Photovoltaik auf Seen gestartet werden. Damit der Gasverbrauch rasch gesenkt werden kann, müssen die Energierichtpläne überarbeitet und die vielen Gebiete mit Gas-Priorität aufgehoben werden.
Auch in der Landwirtschaft braucht es deutlich schärfere Massnahmen – insbesondere im Zusammenhang mit der Biodiversitätskrise. Allein mit freiwilligen Massnahmen ist das Artensterben nicht aufzuhalten und sind die Ziele des Bundes bezüglich Biodiversität nicht zu erreichen.